„Bewegtes Tujetsch“ hiess die Veranstaltung von TujetschVIVAcultura am 15. Februar. Der Titel bezieht sich auf die Massenbewegungen im Gebiet Cuolm da Vi, Strem, Druntobel. Über 70 Personen wollten sich über diese Bewegungen informieren lassen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Yves Bonanomi, der wohl profilierteste Kenner der Geologie im Tujetsch, erklärte die Phänomene, die letztlich 2016 zum Felssturz im Val Strem geführt hatten, fundiert und doch einprägsam und verständlich.
Bei der Alpenfaltung ist das Tavetsch – eingeklemmt zwischen Aar-Massiv im Norden und Gotthard-Decke im Süden – so ziemlich «unter die Räder gekommen». Dabei wurden die Gesteinsschichten steilgestellt und es bildeten sich Störungszonen parallel zum Rheintal. Eine solche mächtige, sich plastisch verhaltende Störung liegt glücklicherweise am Hangfuss des Cuolm da Vi. So kann der enorme Druck der instabilen Felsmasse hier abgefedert werden.
Denn mit dem Abschmelzen der Eislasten der Eiszeit vor 24’000 Jahren lockerte sich das Gebirge, und vorher zusammengepresste Schichten begannen wegen der Schwerkraft zu kippen (Hakenwurfbildung).
Dieser Vorgang hält bis heute an und verursacht die z.T. riesigen Spalten und die andauernde Bewegung mit der Gefahr eines erneuten Felssturzes im Gebiet Cuolm da Vi . Unter diesen Umständen kann die Öffnung des Val Strem von den zuständigen Behörden nicht verantwortet werden.
Zugleich konnte Yves Bonanomi beruhigen: Eine Bedrohung des Dorfes Sedrun durch Felsmassen ist nach heutigen, nach dem letzten Ereignis vertieften Erkenntnissen nicht vorhanden.