Archiv der Kategorie: Archiv 2022

„Das Dorf der Nichtschwimmer“ von und mit Urs Augstburger

Veranstaltung von TujetschVIVAcultura vom 22. Oktober 2022

Der Andrang war gross an der zehnten Veranstaltung  im Jahr 2022 von TujetschVIVAcultura .  Urs Augstburger brachte den rund 80 gespannt lauschenden und schauenden Interessierten sein Buch «Das Dorf der Nichtschwimmer» nahe. Es ist keine leichte Aufgabe, die Geschichte, die sich über drei Generationen hinweg in der Surselva abspielt und im Original auf über 300 Seiten dramaturgisch geschickt erzählt wird, in 60 Minuten zusammenzufassen. Die begeisterten Reaktionen am Schluss bewiesen indessen, dass ihm dies bravourös gelungen ist.

Der Bergroman spielt im Dorf Dadens, in der Surselva. Der Autor aus dem Unterland, der drei Monate im Jahr in Disentis lebt und schreibt, kann bei seinen Schilderungen der unterschiedlichen Lebensverhältnisse, der sympathischen, auch knorrigen, eigenständigen bis eigensinnigen Charaktere aus dem Vollen schöpfen.

Am Abend selbst illustrierte Urs Augstburger die  unterschiedlichen Zeitepochen mit dokumentarischen Filmausschnitten, untermalte die Geschichten wo passend mit Beatles- und anderen Melodien, die wohl bei einigen im Saal Erinnerungen an eigene Erlebnisse wachriefen…..Und über all dies spannte er den roten Faden des Romans, um den es ja schliesslich hauptsächlich geht.

Jedenfalls gelang es, die Lust auf mehr Lesestoff zu wecken. So wurde zum Abschluss bei einem Glas Wein oder Orangensaft lebhaft diskutiert und am Büchertisch der Papetaria Andrea aus Disentis wurden Bücher gekauft, um diese flugs darauf von Urs bei einer leichten Plauderei signieren zu lassen. Wir wünschen viel Spass bei der Lektüre !

Angaben zum Buch: Urs Augstburger: Das Dorf der Nichtschwimmer. Zürich: Bilgerverlag, 2020.

Auch in La Tuatschina erschien eine Besprechung dieses Abends.

 

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Sagenhafte Culmatsch-Wanderung

Am Samstag, 13. August, fand  bei herrlichem Wetter die kulturhistorische Wanderung auf die Alp Culmatsch statt. Eingeladen und organisiert wurde sie im Rahmen von TujetschVIVAcultura, der Veranstaltungsreihe von Forum cultural, Museum Truaisch und IG Tujetsch.

Fünfundzwanzig  Ein- und Zweitheimische nahmen den steilen Weg von Mulinatsch aus in Angriff. Die Route bot immer wieder Gelegenheit anzuhalten, die Konzentration auf die fantastische Aussicht auf Berg und Tal zu richten und den vielfältigen, engagierten Ausführungen von Tarcisi Hendry über Landschaft, Geschichte und Kultur zu folgen.  Oben angekommen führte uns Sibylle Mani in die Sagenwelt der Surselva ein und erklärte Hintergrund und Einbettung in die Alpwirtschaft früherer Zeiten.  Ihr Buch: Sagenhafter Wanderführer Surselva gibt anhand von 21 Routen, Sagen und Erläuterungen zum jeweiligen Brauchtum Einblick in die Vielfalt der Surselva.

Nach dem Mittagessen aus dem Rucksack war man sich einig: Eine Gegend auf diese Weise zu erfahren und mit Geschichte und Geschichten zu verbinden, hinterlässt bleibende Eindrücke. Fortsetzung sollte 2023 folgen.

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Steinreiches Tujetsch

Veranstaltung von TujetschVIVAcultura vom 19. März 2022

Über 60 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer versammelten sich am Sepplitag 2022 in der Sala Cristalla. TujetschVIVAcultura hatte eingeladen zur dritten Veranstaltung in diesem Jahr. Thema: Geologie und Mineralogie des Tujetsch. Im Publikum war ein nicht geringer Teil fachkundiger einheimischer Strahler, die sicher mit hohen Erwartungen gekommen waren. Und diese wurden nicht enttäuscht. Yves Bonanomi, Geologe und «vermutlich bester Kenner des Gebiets», wie er vorgestellt wurde, wusste die Aufmerksamkeit des Auditoriums mit spannenden Ausführungen zu fesseln.

Gespannte Aufmerksamkeit im Saal

Er verriet uns das Kochrezept für den Reichtum an Kristallen im Tujetsch.

Dafür braucht es zuerst möglichst viele verschiedene Gesteine auf engem Raum. Und in dieser Beziehung hat das Tujetsch enorm viel zu bieten. Dank verschiedener Gebirgsbildungen wurden im Laufe der Jahrmillionen gerade im Raum Tujetsch Gesteinsmassen ganz unterschiedlicher Herkunft und Alter wie in einer riesigen Knetmaschine zusammengeschoben, in die Tiefen des Erdmantels gedrückt, wieder «hochgespült», zerbrochen und vermischt. Die heutige Vielfalt der Gesteinsarten im Gebiet ist ausserordentlich.

Als weitere Zutat braucht es Hefe, die zur Bildung von Löchern in den Gesteinen führt. Diese Rolle übernimmt in der Geologie die Verschiebung der Kontinente (Plattentektonik), die in einzelnen Gesteinsschichten zu Zerrungen führt. Noch sind die dadurch entstandenen Löcher, die heutigen Klüfte, leer. Sie füllen sich aber rasch mit Flüssigkeiten und Gasen, angereichert mit gelösten Mineralien, die aus den vielfältigen Gesteinsarten der Umgebung ausgeschwemmt wurden. Jede unterschiedliche Zusammensetzung der Wirtsgesteine führt zu anderen Mineralien, die in den Klüften auskristallisieren. So brachte das steinreiche Tujetsch die Vielfalt an Kristallen hervor, die z.B. im Museum Truaisch zu bewundern ist.

Der eigentliche Kochprozess geschieht dann bei rund 450 Grad in einer Tiefe von etwa 12 bis 14 km. Jetzt braucht es nur noch die Abkühlung, damit die Mineralien auskristallisieren – und dies übernimmt die Alpenhebung. Im Laufe von rund 15 Millionen Jahren hob sich das Gebirge im heutigen Tujetsch, bis es jetzt an der Oberfläche ist und die Klüfte für die Strahler zugänglich sind. Jährlich wird ein Millimeter des Gebirges abgetragen und entsprechend hebt sich das Gebirge jährlich um einen Millimeter . Die Strahler können sich noch ein paar tausend Jahre auf immer wieder neue Funde freuen, in einer Million Jahren aber dürfte diese Herrlichkeit zu Ende sein.

Zwar konnte Yves Bonanomi nicht verraten, wo genau die besten Klüfte zu finden sind. Er konnte aber wissenschaftlich erklären, weshalb in der Cavradi-Schlucht die reinsten Kristalle zu finden sind und wo man sich vergeblich auf die Suche nach einem Milarit machen würde. Und er erreichte, dass viele im Publikum die Felsen des Tujetsch künftig mit noch mehr Interesse und Kenntnissen an Geologie betrachten.

Angeregte Diskussion mit dem Referenten

Der anschliessende Apéro gab Gelegenheit, sich nochmals auszutauschen und vielleicht die letzten, noch offenen Fragen zu klären. Wir alle gingen mit vollen Köpfen und einem grossen Zuwachs an Wissen aus dem Saal, waren aber doch ganz froh als der Referent zum Abschluss versprach, uns keiner Prüfung zu unterziehen.

Die anwesenden drei Verantwortlichen von TujetschVIVAcultura freuen sich zusammen mit dem Referenten über den gelungenen Anlass.

André Schmid (Forum cultural Tujetsch), Markus Müller (IG Tujetsch), Yves Bonanomi, Tarcisi Hendry (Museum La Truaisch)